Andreas Felger, PAUSA Skulptur, 2015
Holz, blau lackiert, 350 x 110 x 24 cm © AFKS
Andreas Felger, PAUSA Skulptur, 2015
Holz, blau lackiert, 350 x 110 x 24 cm © AFKS
Andreas Felger, Pausa Skulptur, 2015
Holz, blau lackiert, 350 x 110 x 24 cm © AFKS
PAUSA SKULPTUR
2015
HOLZ, BLAU LACKIERT
350 x 110 x 24 cm

 

Mit der Pausa Skulptur realisierte Andreas Felger 2015 eine Skulptur inmitten des denkmalgeschützten Areals der Pausa Textilfabrik in Mössingen, für die er als junger Mann tätig war. Zwei 3,5 m hohe, blaue Holzstelen suggerieren mit ihrer Öffnung in der oberen Hälfte eine Kreisform. Mit einfachsten Mitteln wird formale Prägnanz erreicht; die plastische Form bezieht ihren immateriellen Gegenspieler, die Leerform zwischen den Stelen, mit ein. Die Skulptur bleibt offen. Sie lässt Raum für Ideen, die nach oben gerichtet sind. Himmelwärts.

Das Jahr, in dem die Pausa Skulptur am Mössinger Löwensteinplatz enthüllt wurde, war ein besonderes Jahr für Andreas Felger. 2015 wurde der Künstler 80 Jahre alt und mit einer Reihe von Veranstaltungen geehrt. Höhepunkt war die Ausstellung WERK.STOFF. Das Textile in der Kunst in der damals neu eröffneten Tonnenhalle der alten Pausa. Felger schenkte der Stadt eine Skulptur, die den Kreis von den Anfängen der Textilfabrik und seinen eigenen Anfängen als Textilgestalter in den 1950er Jahren bis zur Gegenwart schloss und zugleich offenhielt.

Als sie eingeweiht wurde, hielt der Künstler eine Ansprache, um seine Arbeit zu kommentieren: Er machte (wie es seine Art ist) wenige Worte, diese aber gradlinig, klar und im Bewusstsein der Autorität von Kunst, Künstler und Werk. Aber immer auch mit einem Augenzwinkern, einem humorvollen Schwung, der zum Zuhörer und Betrachter spricht: Ich bin streng, aber nicht starr; ich verlange etwas, aber ich gebe auch Spielraum; ich zeige Vollendung, aber die Form vollendet sich erst im Vorstellungsvermögen des Sehenden.
So fällt es leicht, die Verbindungen zwischen dem Künstler und seiner Skulptur zu sehen, den Bezug zwischen dem Pausa-P und dem formal wie ein Schlüssel erscheinenden Doppel-P des Werks ebenso wie die Position eines Kunstwerks, das zwischen Mensch und Gebäude vermittelt. Es ist ein Wahrzeichen, das an sich selbst vorführt, wie aus einem (Textil-)Design eine Skulptur werden kann, und damit zum Symbol eines Orts wird, der eine Produktionsstätte für Textilien war und zu einem Ort der Künste geworden ist.

Text von Marvin Altner

Marvin Altner ist promovierter Kunsthistoriker und Dozent für Kunstwissenschaft an der Universität Kassel. Nach einem Volontariat an der Hamburger Kunsthalle in Hamburg war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kurator an Berliner und Hamburger Museen sowie als freischaffender Autor im Bereich der bildenden Kunst des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart tätig. Seit 2012 lehrt er an der Kunsthochschule Kassel im Studiengang Kunstwissenschaft und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Andreas Felger Kulturstiftung, unter anderem als Autor, Ausstellungskoordinator und Betreuer der Datenbank der Werke von Andreas Felger.